Diesmal ging unsere Lost-Places-Fahrt nach Hessen in die Nähe von Frankfurt. Ein ehemaliger Fliegerhorst bei Eschborn war ein Ziel. Dort trafen wir auch einen ‚Mitfotografen‘, der gerade aus dem Gelände kam… Wir unterhielten uns kurz mit ihm und er verriet uns noch einen anderen Lost-Place in der Nähe von Schwalbach am Taunus – dazu mehr im nächsten Beitrag. Wie die meisten verlassen Plätze war auch der Flugplatz schon ziemlich heruntergekommen. Durch die zerstörten Fassaden waren die ganzen Häuser extrem einsturzgefährdet und deshalb wurden die Fenster und Türen alle zugemauert.
Geschichtliches: Die Planungen zum Bau des Fliegerhorstes begannen in den Jahren 1935 bis 1937. Bereits kurze Zeit später wurde vom „Reichsfiskus“ das benötigte Gelände von den Bauern abgekauft und den Bauern zum Teil eine Ausgleichsfläche zur Verfügung gestellt.
Mit der Errichtung wurde zwischen 1937 und 1939 begonnen, genauere Angaben sind wegen der damaligen Geheimhaltungsstufe nicht möglich. Die anfangs offiziell als „Flugplatz Sossenheim“ bezeichnete Anlage wurde sehr bald in Flugplatz Eschborn umbenannt, da sich die Kommandantur und die Zufahrt zum Gelände auf Eschborner Gemarkung befanden. Es entstanden fünf feststehende Hangars aus Stein mit einer freitragenden Dachkonstruktion und einige wenige barackenähnliche Bauten (Kommandantur und Unterkünfte). Alle festen Bauten hingegen befinden sich ausschliesslich auf Sulzbacher und Schwalbacher Grund. Zum Flugplatzgelände gehörten ausserdem ein unterirdischer Tank und eine Einschiessanlage für Bordwaffen.
1941 wurden die ersten Verbände nach Eschborn verlegt und mit der Ausbildung der Piloten im Umgang mit Lastenseglern genutzt – sehr wahrscheinlich wegen der zwar geplanten aber zugunstern des priorisierten Ausbaus des Rhein-Main-Flughafens nicht weiter ausgeführten Ausbaumassnahmen. Diese Fluggeräte waren günstig herstellbar und zum Transport von Truppen und Material hinter die feindlichen Linien gedacht. Dabei war eine Wiederkehr dieser Fluggeräte von vorherein wegen der geringen Baukosten nicht angedacht.
Bis März 1943 gab es auf dem Gelände keinerlei feste Schutzeinrichtungen vor Fliegerangriffen. Einzig unbefestigte Gräben dienten dem stationierten Personal als Schutz. Erst nach der Zunahme von Luftangriffen wurden befestigte Unterstände und gedeckte Laufgräben errichtet. Sichtbar ist hiervon heute nur noch einer von ehemals drei vorhandenen. Auch diese Aussage haben wir von Zeitzeugen erhalten, die als Kinder der Zeit kurz nach Kriegsende das dortige Gelände als „Spielplatz“ entdeckten und diese drei Laufgräben begangen haben.
Bis zur erfolgten Bombardierung im August 1944 wurde der Flugplatz auch von zur Reichverteidigung eingesetzten Jagdflugzeugen genutzt, obwohl bis zum Kriegsende keine befestigte Startbahn existierte, sondern eine durch Schafe kurzgehaltenen Weidefläche.
Nach der erfolgten Besetzung durch die US-Armee nutzte man den Ausweichflugplatz Eschborn (Y74) auch von amerikanischen Jagdfliegern und kleineren Bombern bis zur Wiederinbetriebnahme des stark zerstörten Rhein-Main-Flughafens nachdem die vorhandene Betonpiste durch deutsche Kriegsgefangene verlängert worden war.
Während der amerikanischen Nutzung wurden Teile der Gebäude mit Einbauten versehen, weitere Gebäude dienten der Übung von Häuserkämpfen und wurden dabei weitestgehend zerstört.
Der Deutschen Post wurden Teile des Geländes von 1948 bis 1970 zum Betrieb einer Überseefunkstelle durch die Amerikaner überlassen.
Auch die Deutsche Post hat bauliche Veränderungen an dem ihr überlassenen Gebäude vornehmen lassen.
1991 verließ die letzte amerikanische Einheit das Flugplatzgelände bei Eschborn und das Gelände wurde an die Bundesreublik zurückgegegeben und wird heute vom Bundesamt für Immobilienaufgaben (BImA) verwaltet.
Seit der Rückgabe nutzten anfangs die Feuerwehr, verschiedene Spezialeinheiten der Polizei und bis zum heutigen Tage das THW das Gelände vielfältig. Dabei wurden teilweise noch erhaltene Bauten vollends zerstört wie die nachfolgenden Aufnahmen darstellen.
Bis zur heutigen Zeit sind keinerlei Bauunterlagen zum Gelände verfügbar – weder bis 1945 – noch aus der Zeit der Nutzung durch die US-Armee oder der Post.
Die durch Zeitzeugen beobachteten und trotz angedrohter Strafe privat durchgeführten fotografischen Aufnahmen bis 1945 sind selbst nach jahrelanger Recherche nicht aufzufinden und damit nicht belegbar.
Seit 1991 werden Teile des Areals für den Naturschutz und als Naherholungsgebiet – dem Arboretum – genutzt.
Durch die nach 1945 durchgeführten aber nicht belegten Baumassnahmen ist es zum Teil sehr schwierig oder gar unmöglich, die Art der Nutzung oder Bestimmung und eine Datierung so mancher Einbauten vorzunehmen.
Die fehlenden Nachweise über durchgeführte bauliche Veränderungen haben die Recherche wesentlich erschwert. Hinzu kamen widersprüchliche Aussagen von Zeitzeugen und immer wieder verbreitete Gerüchte, die auf ihren Wahrheitsgehalt hin geprüft werden mussten.
[Quelle: User Yamuk vom Forum: hidden-places]
‚Horst Flieger‘ persönlich im Schubkarren!
;-D
Hab auch schön die Sonne gegrüßt…